Kiel: Verkehrsunfallrettung bei der Feuerwehr
Gefahren von Airbags
Nachdem der, durch den Seitenaufprall stark deformierte, Vectra vom Baum gehoben und abgestellt worden war, befassten sich die Ausbildungsteilnehmer zunächst mit den Gefahren durch Airbags. Ausbilder Fechtner zeigte an zwei Fahrzeugen die enorme Kraft, die bei einer Airbagauslösung freigesetzt wird. Mittels einer externen Batterie löste er die noch in den Fahrzeugen verbauten Fahrer- und Beifahrerairbags manuell aus. Nachdem die Gefahren und nötigen Sicherungsmaßnahmen zum Eigenschutz der Einsatzkräfte durchgesprochen waren, teilten sich die Ausbildungsteilnehmer auf. Da alle Großfahrzeuge über hydraulische Rettungssätze verfügen, konnte an drei Stationen gleichzeitig ausgebildet werden. Unter Anleitung von den Ausbildern Manuel Fechtner (Kiel- Schilksee), Daniel Keller (Strande) sowie Kai König und Christopher John (Altenholz), die zum Teil als Teilnehmer der „Rescue Days“ als Multiplikatoren fungierten, wurde von der Bereitlage der Geräte, über die Stabilisierung der Unfallfahrzeuge bis zur Schaffung von Rettungsöffnungen und Patientenbefreiung der gesamte Einsatzablauf geschult.
Szenario Pkw überschlagen
Daniel Keller, stellvertretender Gemeindewehrführer aus Strande, übernahm dabei das Szenario „PKW überschlagen; Dachendlage“. Die Stationsteilnehmer konnten dabei auf die Gerätschaften des erst Mitte Juni neu ausgelieferten Löschgruppenfahrzeugs 20 der Feuerwehr Strande zurückgreifen. Eine Besonderheit für die meisten Ausbildungsteilnehmer war dabei das Fahrzeugfixierungssystem „Stab-Fast“, mit dem sich auf dem Dach liegengebliebene Fahrzeuge schnell und sicher abstützen und gegen Erschütterungen sichern lassen. Nach-dem der Opel Corsa so gesichert worden war schafften die Ausbildungsteilnehmer einen Patientenzugang für medizinische Erstversorgung und befreiten den Dummy schließlich durch das Fahrzeugheck. Zum Einsatz kamen dabei sowohl hydraulische Rettungsschere und Spreizer, als auch Hydraulikzylinder.
Personenrettung aus Pkw
An der Station von Manuel Fechtner wurde die Personenrettung aus einem PKW, der nach einem Auffahrunfall unter einen LKW geraten war geübt. Fechtner ging dabei insbesondere auf die Möglichkeiten ein, einen LKW-Aufbau mittels Luftfederung anheben zu können um sich Freiräume zum Arbeiten zu schaffen. Bei dem Unfallfahrzeug – einem VW Polo – wurde außerdem die Lenksäule mittels Kettenzug gezogen um an den Dummy heranzukommen um ihn befreien zu können. An dem mittels Kran simulierten Unfall mit Seitenaufprall auf einen Baum wurde von Kai König und Christopher John ausgebildet. Bei der Befreiung der zwei Dummys stand unter anderem das sogenannte „cross ramming“ im Fokus. Es handelt sich dabei um eine Technik, bei der hydraulische Rettungszylinder so innerhalb der Fahrgastzelle positioniert und ausgefahren werden, dass das Fahrzeug wieder annähernd in seine Ursprungsform zurückgedrückt werden kann und so in relativ kurzer Zeit wichtiger Freiraum für im Fahrzeug eingeklemmte Patienten geschaffen werden kann. Nachdem an dieser Station die beiden Dummys befreit waren wurden auch diverse weitere Maßnahmen, wie u.a. das Abtrennen des Dachs durchgeführt.
Schwerpunkt: Lkw-Unfälle
Nach einer kurzen Mittagspause mit herzhafter Stärkung vom Grill ging es in den zweiten Ausbildungsteil, mit dem Schwerpunkt „LKW-Unfälle“ über. Nachdem zunächst die von ei-nem LKW ausgehenden besonderen Gefahren theoretisch thematisiert worden waren, ging es an die Praxis. Die LKW-Rettungsplattform des Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuges aus Altenholz wurde aufgebaut und mögliche Zugangspunkte an einer LKW-Kabine besprochen. Anschließend konnten an zwei modernen LKW-Kabinen der Typen MAN TGX und Mercedes-Benz Atego diverse Rettungsgeräte ausprobiert werden. Neben dem Einsatz der hydraulischen Rettungsgeräte wurden auch elektrische Säbelsägen, sowie ein Trennschleifer verwendet um die Fahrzeugkabinen zu zerschneiden und Rettungsöffnungen zu schaffen.
Ausbildungskonzept gelungen
Gegen 16:00 Uhr war die rund 7-stündige Sonderausbildung abgeschlossen. Alle Teilnehmer empfanden das von Manuel Fechtner und den weiteren Ausbildern ausgearbeitete Ausbildungskonzept als sehr gelungen. Es ist ein weiterer Baustein in der schon erfolgreich gelebten Zusammenarbeit der Feuerwehren nördlich der Landeshauptstadt Kiel. Zuletzt hatten die drei benachbarten Feuerwehren im Mai ein Fahrer-Training durchgeführt, zuvor gab es bereits gemeinsame Atemschutz- und Brandbekämpfungsübungen. Weitere Termine sollen folgen. Das diese Sonderausbildung in so großem Umfang durchgeführt werden konnte, liegt an der Unterstützung durch folgende Firmen; KRASIG Partner der GTÜ, Firma Karsten Schneider mit Wille Krane, Spedition GASTON PETERSEN, Firma Martin & Ostaszewski, Autoverwertung Assmann und MAN Niederlassung Kiel. Diesen Firmen möchten wir an dieser Stelle besonderen Dank aussprechen! Hier geht's zur retter.tv Bildergalerie!
Bilder: Feuerwehr Altenholz
